schema tendovaginitis

Es ist das die häufigste Krankheit an der Hand und vorausgesetzt man zählt Finger und nicht Personen, dann ist die Operation des schnellenden Fingers die häufigste Operation am Menschen weltweit. Am häufigsten betroffen ist der Ringfinger, am seltensten der Zeigefinger.



Die Ursache des schnellenden Fingers ist die Tendovaginitis, die Sehnenscheidenentzündung. Die Sehne, die den Finger zur Faust biegt, zieht an der Fingerspitze und hat ihren Motor, den Muskel am Unterarm. Damit die Sehne bei Anspannung nicht durchhängt, läuft sie durch die Sehnenscheide, ein flexibles Rohr, welches mit Bändern an den Fingerknochen befestigt ist. Die Konstruktion erinnert ein Bisschen an den Bremszug beim Velo und wie beim Velo braucht es Schmierung. Das ist beim Menschen in Wirklichkeit, wie könnte es anders sein, sehr kompliziert. Die Sehne ist von dünnen Gleitschichten, der Synovialis, umgeben, die sich gegeneinander abrollen und wie ein Gleitlager wirken. Die Zellen dieser Gleitschichten sondern Gleitflüssigkeit, die Synovia ab, welche nebenbei auch die Sehne teilweise ernährt. Doch egal ob Öl oder flexible Gleitlager, wenn die Schmierung versagt, entstehen Reibung, Entzündung, Schwellung und zuletzt mechanische Blockade, das besagte Schnellen, das einer ruckartigen Sehnenbewegung entspricht. Zusammen mit dem Schmerz resultiert daraus eine erhebliche Behinderung der Greifffunktion. Manchmal kommt es sogar zu einer kompletten Blokade und der in Beugung fixierte Finger kann selbst mit der Gegenhand nicht mehr gestreckt werden.
 Der eigentliche Auslöser, also der Grund für die akute Sehnenscheidenentzündung, die den Stein ins Rollen bringt ist nicht bekannt. Eine Überlastung wird immer wieder diskutiert. Allerdings ist die dominante Hand statistisch nicht bevorzugt und Frauen sind häufiger betroffen als Männer.


Die Therapie richtet sich nach dem Krankheitsstadium. Im akuten Fall mit noch kurzer Beschwerdedauer steht die Entzündung im Vordergrund, die konservativ behandelt werden kann. Das Prinzip besteht in Entlastung der Sehne von ihrer Funktion und Hemmung der Entzündung, konkret Ruhigstellung auf einer Schiene und Kortisoninjektion. Im chronischem Stadium, wenn der Finger bereits längere Zeit schnellt, steht die mechanische Blockade im Vordergrund, die auch mechanisch behoben werden muss. Die Operation folgt dem Prinzip „Bestrafung des Unschuldigen“. Die Sehne mit ihren verdickten Gleitschichten wird in Ruhe gelassen, es wird die Sehnenscheide auf einer kurzen Strecke längs gespalten, wodurch die Sehne samt ihrer Verdickung wieder ungehindert gleiten kann.
 Der kleine Eingriff erfolgt ambulant und in Regionalanästhesie, die Hand muss nach der Operation nur bis zur gesicherten Wundheilung und Fadenentfernung, d.h. etwa zwei Wochen geschont werden. Rezidive sind ausgesprochen selten, in der Regel tritt das Problem am operierten Finger nicht ein zweites Mal auf.


Eine kleine Sache und man geht ja nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich zum Doktor. Viele Patienten warten viel zu lange in der Meinung das Problem heile spontan und verpassen so die Möglichkeit der konservativen Therapie. Ausnahmsweise ist aber beim schnellenden Finger die rasche Konsultation beim Hausarzt das Richtige.     Dr. med. Jiri Huracek Okt. 2020