Der Begriff der Arthrose ist eng mit dem Begriff Kunstgelenk verknüpft. Die ersten Versuche eine Art Kunstgelenk einzusetzen betrafen das Hüft- und das Kniegelenk und sind über 100 Jahre alt (Carnochon 1840, Verneuil 1860, Gluck 1890). Es wurden Goldfolien in den Gelenkspalt eingelegt, oder Kugeln aus Holz oder Elfenbein anstelle des Hüftgelenkskopfes eingesetzt. Moderne, zementierte Kunstgelenke wurden in der 50er Jahren durch Charnley und Müller entwickelt und wurden seither kontinuierlich weiter verfeinert.

Der enorme Erfolg dieser Kunstgelenke führte rasch zu Versuchen ähnliche Gelenke auch für die obere Extremität zu entwickeln, was erstaunlicher Weise kläglich gescheitert ist. Man könnte meinen, dass durch die wechselweise Belastung durch das ganze Körpergewicht die Hüft- und Kniegelenke schwieriger zu verankern sind, doch die vorzeitige Prothesenlockerung ist an der oberen Extremität ein viel grösseres Problem, als an der unteren. An der Schulter konnte es erst durch den Verzicht auf die Nachahmung der Anatomie und das Umkehren des Gelenkes gelöst werden (Grammont 1985), an der Hand blieb das Problem ungelöst.

Noch heute gibt es für das Handgelenk und die kleinen Fingergelenke keine universell verwendbaren Kunstgelenke, deren Resultate auch nur annähernd mit jenen der unteren Extremität vergleichbar wären. Keines dieser Kunstgelenke konnte befriedigend die 3 Auflagen, 

 

nämlich gute Beweglichkeit, gute grobe Kraft und Langlebigkeit erfüllen.

In der 60er Jahren ging Dr. S.A.V. Swanson einen etwas anderen Weg und präsentierte eine Finger- und später Handgelenksprothese aus reinem Silikon. Seine etwas euphorischen Resultate konnten die anderen Forscher anfangs nicht bestätigen und die „Swanson-Prothese“ wurde etwas belächelt. Doch alle in der Folge entwickelten, anatomischen Prothesen sind gescheitert. Heute ist die Swanson-Prothese immer noch Standard, die wenigen anderen, heute verfügbaren Prothesen, sind speziellen Situationen vorbehalten. Die Forschung und Entwicklung der Handgelenks- und Fingerprothesen ist im 21 Jahrhundert zurück auf das Feld 1.

Glücklicher Weise gibt es für die Hand eine Alternative. Während der Patient auf der Vorschlag einer „Versteifung“ zunächst ablehnend reagiert, ist sie in Wirklichkeit in den meisten Fällen eine sehr gute Lösung. Die Triade von Bewegung, Belastbarkeit und Langzeiterfolg erfüllt sie zwar nur teilweise, indem auf eine Beweglichkeit zugunsten einer hervorragenden groben Kraft und einer Dauerlösung verzichtet wird. Die verlorene Beweglichkeit wird jedoch durch die vielen Nachbargelenke so gut kompensiert, dass schlussendlich eine nur geringe Funktionseinbusse der Hand resultiert.

 

Die kleinen Finger-Endgelenke sind dafür das beste Beispiel. Für einen Pinzetten- oder Schlüsselgriff ist eine Bewegung im Endgelenk nicht wichtig. Der Faustschluss ist zwar leicht verändert, kann jedoch vollständig und mit guter Kraft erfolgen. Für ein schmerzhaftes und manchmal instabiles Endgelenk ist diese Lösung der wahre Segen und als Tüpfchen auf dem „i“ überzeugt der kosmetische Aspekt auch den anspruchsvollsten Esthetiker.

Die Versteifung des Finger-Endgelenkes, ist ein Eingriff, der ambulant und in Regionalanästhesie erfolgen kann. Das Gelenk wird eröffnet, die Gelenksflächen werden entfernt und die beiden Fingerknochen werden miteinender mit einer Schraube wie beim Knochenbruch verschraubt. Die Nachbehandlung besteht im Tragen einer Fingerschiene und Schonung während 6-8 Wochen. Leichtere Arbeiten, z. B. im Büro sind schon nach 2-3 Wochen möglich, vorausgesetzt, die kleine Fingerschiene kann während der Arbeit getragen werden. Komplikationen wie eine Infektion sind rar und eine Entfernung der kleinen Schraube ist später nur selten erforderlich.

Nachteil der Versteifung kann eine kompensatorisch vermehrte Beanspruchung der Nachbargelenke sein. Sind diese auch schon von Arthrose betroffen, so kann sie dadurch zunehmen.
Dr. J. Huracek, 2020