Früher war alles besser. Ausser in der Chirurgie natürlich. Wie es damals zuging wird gerne in historischen Filmen dargestellt. Doch auch heute gibt es im Emmental Patienten, die amüsiert von ihren früheren Operationen berichten. Selbst bei Kleineingriffen waren noch vor wenigen Jahrzehnten lange Hautschnitte, Vollnarkose und stationärer Aufenthalt vollkommen normal.

Ein gutes Beispieel dafür, dass in der Chirurgie heute alles besser ist als früher, ist das Karpaltunnel Syndrom (CTS). Es ist das eine der häufigsten Erkrankungen der Hand. Dabei handelt es sich um eine Nerveneinklemmung im Handgelenkskanal, betroffen ist der sensible Hauptnerv der Hand, der Nervus medianus. Ein Grund für die Krankheit ist nicht bekannt, Frauen sich deutlich häufiger betroffen als Männer und die dominante Hand ist nicht bevorzugt.

Unbehandelt entwickelt sich die Krankheit kontinuierlich weiter, Spontanheilungen sind nicht bekannt. Anfangs treten nur gelegentliche, vorwiegend nächtliche Missempfindungen auf. Später wird das Tastgefühl zunehmend schlechter, es können brennende Schmerzen und umschriebener Muskelschwund auftreten. Im Endstadium kann es zu einer vollständigen Schädigung des Nerven kommen, der sich dann auch nach einer Operation nicht mehr erholt.

 

 

 

Die Diagnose des CTS ist einfach und kann mit einer einfachen Untersuchung in der Arztpraxis gestellt werden. Für die Behandlung des CTS wird jedoch eine neurologische Untersuchung mit Nervenleitmessung benötigt. Erst anhand dieser Messwerte kann entschieden werden, ob die Hand operiert werden muss, oder ob noch konservative Massnahmen möglich sind. Die konservativen Behandlungsmöglichkeiten bestehen aus Tragen einer Handgelenksschiene während der Nacht, Kortisoninjektionen oder Ergotherapie, sie sind nur der wenig ausgeprägten Nerveneinklemmung im Anfangsstadium vorbehalten. Ist der Nervenschaden weiter fortgeschritten, ist immer eine Operation erforderlich.


Die Operation beim CTS ist eine der häufigsten Operationen am Menschen weltweit. Es ist das ein kleiner, ambulanter Eingriff, der in Regionalanästhesie durchgeführt wird. Er besteht in Längsspaltung des Kanals, mitsamt seinem zentralen Querband, dem Retinaculum flexorum.

 

 

 

 

 

 

Der Eingriff ist ausgesprochen komplikationsarm, als Resultat darf ein Normalzustand erwartet werden. Ausser gelegentlichen Narbenproblemen gibt es kaum Komplikationen, eine Verletzung des Nerven während der Operation ist eine Rarität. Der Eingriff kann wahlweise im Spital, einem Amulatorium, oder im zugelassenen Operationssaal in der Arztpraxis durchgeführt werden.
Während der Nerv von seiner Befreiung profitiert und sich in Abhängigkeit vom Ausmass seiner Schädigung mehr oder weniger rasch erholt, wird die Hand durch das fehlende Band zunächst geschwächt und muss geschont werden. Bis wieder eine belastbare Brücke über dem Nerven entsteht, können 4 bis 6 Wochen vergehen. So lange müssen Kraft und Belastung vermieden werden. Die Hand ist in dieser Zeit allerdings frei, leichte Arbeiten sind möglich und die Selbstversorgung ist immer garantiert. Früher, als fast alles noch besser war, wurden deshalb häufig auch beide Hände zusammen operiert und auch diese Patienten kamen schon nach einigen Tagen mit dem Auto zur Kontrolle.

 

Dr. med. Jiri Huracek, 2018